Vorgeschichte
Im Juni 1990 gründeten bis dahin in Berufsgruppen des Dachdeckerhandwerks zusammengefasste Dachdeckerbetriebe die Dachdeckerinnung Dresden.
Sie umfasste im wesendlichen den ehemaligen Bezirk Dresden. Erster Innungsobermeister war Dipl.-Betriebswirt und Dachdeckermeister Claus Dittrich, Dresden. Nach seiner Wahl zum Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Sachsen im Oktober 1990 wählten die Innungsmitglieder der Dachdeckerinnung Dresden Dachdeckermeister Horst Schilling, Radeberg, zum Innungsobermeister. Im April 1992 wurde Dachdeckermeister Thomas Wagner, Dresden, in dieses Ehrenamt gewählt.
Diese große Innung unterteilte sich, den damaligen politischen Kreisgrenzen folgend, in fünf Kreisinnungen. Ihre Leitung oblag gewählten Kreisinnungsmeistern.
Kreisinnung I Freital, Dresden-Land, Dresden-Stadt,
Kreisinnungsmeister: Volkmar Pietsch, Dresden
Kreisinnung II Dippoldiswalde, Neustadt, Pirna, Sebnitz,
Kreisinnungsmeister: Manfred Bredner, Pirna
Kreisinnung III Bautzen, Bischofswerda, Kamenz
Kreisinnungsmeister: Manfred Schneider, Steina
Kreisinnung IV Görlitz, Löbau, Niesky, Zittau
Kreisinnungsmeister: Christian Heinrich, Lawalde
Kreisinnung V Großenhain ( 6 Mitgliedsbetriebe)
Meißen (15 Mitgliedsbetriebe
Riesa ( 3 Mitgliedsbetriebe)
Kreisinnungsmeister: Peter Helmert, Meißen.
Innungsgeschichte nach der Wende
Nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1989 wurden die ehemaligen politischen Bezirke der DDR als „neue Bundesländer“ zum „Beitrittsgebiet“. Noch bestanden die Berufsgruppen.
Aber die Themen in den Berufsgruppenversammlungen änderten sich abrupt. Jeder versuchte
mit klarem Kopf seinen Standort zu bestimmen, seine Existenz unter genau gegensätzlichen
wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen als bisher zu sichern. Vieles Neues musste praktisch über Nacht angeeignet, besser: beherrscht werden. Die meisten Handwerkskollegen, in die gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR hineingeboren und darin aufgewachsen, kannten das Wort „Innung“ bestenfalls vom Hörensagen. Wer kannte sich zum Beispiel aus im Wettbewerb der freien Marktwirtschaft, in den damit verbundenen Bedingungen der Preisbildung, mit Bauleistungen nach VOB? Wer überschaute die Bedeutung der Bauberufs-Genossenschaften, der Innungskrankenkassen oder die neue Rolle der Handwerkskammern, nachdem ab Juli 1990 das Gesetz zur Ordnung des Handwerks (HWO) auch für die neuen Bundesländer galt?
Plötzlich gaben sich Unternehmerberater, Vertreter der Baustoffindustrie, der Bürotechnik und andere beim Handwerksmeister die Klinke in die Hand. Viele in seriöser Absicht, aber auch solche, die unsere Unkenntnis und Unsicherheit brutal nutzten, um uns über den Tisch zu ziehen. Gleiches traf für Dachdeckerbetriebe zu. Goldgräberstimmung machte sich breit. In kürzester Zeit entstanden Niederlassungen und „Töchter“. Bei den „Neuen“ war was zu holen, man musste nur am Aufbau Ost teilhaben wollen. Schon bald merkten die ersten, dass hiesige Dachdecker mit Qualitätswerkstoffen auch Qualitätsarbeit leisten konnten, die Fertigkeiten hatten sie ohnehin. Und die Fischgründe waren überfischt, ehemals saftige Weiden abgegrast. Also wurde zum Rückzug in die Basislager westlich der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze geblasen. Manche blieben und einige wurden Mitglied der ansässigen Innungen.
1990 besuchten viele Mitglieder unserer Berufsgruppe erstmals die Fachausstellung “DACH UND WAND“ in Essen, staunten über die uns unbekannte Vielfalt der Angebote und knüpften erste persönliche Kontakte zu Berufskollegen in den alten Bundesländer.
Im August 1990 führten Herr Hauptgeschäftsführer Geyer des Landesinnungsverbandes Niedersachsen und Bremen und Schulleiter der Fachschule dieses Bundeslandes in Skt. Andreasberg sowie Herr Barke, Geschäftsführer und Fachschuldozent an dieser Schule
für die Dachdeckerinnung Dresden ein Seminar im Beruflichen Schulzentrum Meißen durch. Im Mittelpunkt standen die Themen
1 Einführung zum Bauvertragsrecht,
2 Einführung in die Kostenrechnung
3 Fachkalkulation mit Fallbeispielen.
Teilnehmer waren der Obermeister, seine Stellvertreter, die Kreisinnungsmeister und ihre Stellvertreter sowie interessierte Kollegen.
Wiedergründung
1992 beschlossen die meisten Mitgliedsbetriebe der Kreisinnung V eine eigene Dachdeckerinnung zu gründen.
Die Gründungsversammlung fand am 04. Juni 1992 in der Gaststätte „Karpfenschänke“
unter Leitung des Geschäftsführers der Kreishandwerkerschaft Mittelsachsen Herrn Tittmann statt.
Dieser Tag gilt uns als Wiedergründung der Dachdeckerinnung Meißen, jetzt
Dachdeckerinnung Meißen – Riesa – Großenhain.
An der Gründungsversammlung nahmen teil:
Beck, Thomas Coswig Juhr, Gottfried GmbH Tauscha
Burghardt, Helfried Ilkendorf Klingner, Joachim Deutschenbora
Dachsel, Joachim Taubenheim Kretzschmar, Lutz Lampertswalde
Dähne, Rudi Meißen Lehmann, Siegfried Nossen
Fiedler, Gottfr. GmbH Riesa Menzel, Hans-Jürgen Meißen
Fuhrmann, Andreas Miltitz Möhler, Lothar Ziegenhain
Heinitz, Frank Lommatzsch Quittel, Wolfgang Weinböhla
Held, Gottfried Großenhain Schluckwerther, Gert Frauenhain
Helmert, Peter Meißen Simon, Bernd Nieschütz
Herrich, Gerd Ockrilla Wachtel, Hans-Jürgen Coswig
Herrich, Herbert Ockrilla Weise, Erhard Lampertswalde.
Honnen, Karl Zeithain
Nicht alle Teilnehmer waren wahlberechtigt.
Zum Obermeister der Innung wurde Peter Helmert gewählt. Ihm standen zur Seite:
Erster Stellvertreter Gottfried Held
Zweiter Stellvertreter Gert Schluckwerther
Vorstandsmitglieder Frank Heinitz
Hans-Jürgen Menzel
Lothar Möhler (Bild 18 ).
Rechnungs-/
Kassenprüfungsausschuss Lutz Kretzschmar
Wolfgang Quittel
Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten Andreas Fuhrmann
Gesellenprüfungsausschuss Karl-Heinz Müller vorgeschlagen, später gewählt.
Als Gäste waren anwesend:
Christian Weimert, Zschochau
Reinhold Weimert, Döbeln
Bernd Winkler, Meißen (Fa. Kohn).
Eine weitere Innungsversammlung am 02. Juli 1992 fasste den Beschluss zum Anschluss der Dachdeckerinnung Meißen – Riesa – Großenhain an die Innungskrankenkasse
Mittelsachsen.
Außerdem wurde ein Gesellenausschuss gewählt. Dieser wählte seine Vertreter für
1 den Ausschuss für Berufsbildung,
1 den Gesellenprüfungsausschuss,
2 den Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten.
Am 30. September 1992 erfolgte durch die Handwerkskammer Dresden die offizielle Herauslösung der Dachdeckerinnung Meißen – Riesa – Großenhain aus der Innung Dresden.
Mit ihrer Unterschrift versicherten die nunmehrigen Obermeister Thomas Wagner und Peter Helmert, dass
„gegenseitig keine Vermögensansprüche erhoben werden und evtl. rückständige Beiträge gegenüber der Dachdeckerinnung Dresden ausgeglichen werden.“
Peter Helmert übte damit das Ehrenamt des Obermeisters in drei Formen unserer Berufsorganisation aus: Berufsgruppe, Kreisinnung, selbständige Innung. Die Handschrift seines meisterlichen Könnens tragen u.a. auch viele schiefergedeckte Türme in unserer Gegend.
Innungslade
Der Ursprung der Innungsladen kann auf die Zunftladen zurückgeführt werden.
Mit Beginn des 13. Jhdt. organisierten sich in größerem Umfang vor allem städtische Handwerker in Zünften. Von der Obrigkeit anerkannte und größere, mit soliden Finanzen ausgestattete Zünfte eröffneten „eigene Laden“. Das Aufbewahren des Ladenschlüssels oblag einem von der Zunft benannten Meister. Die Zunftladen enthielten wichtige Dokumente wie z.B. die Zunft- oder Amtsbriefe und die jährlich verfassten Zunftbücher. Äußerlich verrieten sie meisterliche Handwerkskunst in Form, Holzart und Holzbearbeitung. Sie wurden zusammen mit der Zunftfahne und dem Zunftschild im Versammlungslokal der Zunft aufbewahrt. Nur vor geöffneter Zunftlade erfolgten dann die „zünftigen“ Handlungen, u.a. wurden Lehrlinge nach bestandener Gesellenprüfung „von der Lehre freigesprochen und zum Gesellen erklärt“ oder Gesellen zum Meister gesprochen.
Nach dem Niedergang der Zünfte entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. auch Dachdeckervereine oder Meistervereinigungen und Innungen. Letztere setzten bestimmte Traditionen der Zünfte unter neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen fort. Dazu gehört auch die Innungslade.
Über eine Innungslade der Dachdeckerinnung Meißen ist uns vorerst nichts bekannt. Die jetzt vorhandene Lade der Innung Meißen – Riesa – Großenhain ist somit keine Nachbildung, sondern eine Erstschöpfung. Ihr Entstehen ist eher einem Zufall zu danken.
Der Schnitzzirkel Leuben (Kreis Meißen) suchte einen Sponsor für die recht teuren Schnitzbestecke. Frank Heinitz, nahm sich der Sache an, vermittelte einen Sponsor. Als Dank wollte der Schnitzzirkel eine Gegenleistung bringen. Man einigte sich auf das Herstellen und Gestalten des Ladendeckels: Ein Walmdach mit stilisierter Deckung, dem Berufswappen und den Wappen der Städte Meißen, Riesa, Großenhain aus Eiche gefertigt.
Den Ladenkubus fertigte Tischlermeister Kahnt aus Dörschnitz ebenfalls aus Eiche. Schloss und Beschläge in rustikaler Ausführung steuerte Peter Helmert bei. 1994 war die feierliche „Eröffnung“ der Innungslade im Rahmen einer Innungsversammlung. Seither hat sie nach alter Tradition ihren Stammplatz im Versammlungslokal. Der Obermeister öffnet sie vor jeder Innungshandlung. Sie enthält aktuelle und historische Innungsdokumente oder deren Kopien.
Die Innungsfahne
Innungsfahnen haben die gleiche Bedeutung und Tradition wie Innungsladen. Meist mit dem Zunft-(Innungs-)Zeichen versehen, sind sie Symbol handwerklicher Gemeinsamkeit.
Die Dachdeckerinnung Meißen war wieder gegründet. Erst vereinzelt, dann immer massiver wurden Stimmen in der Innung laut, dass auch eine neue Innungsfahne erforderlich sei. Gesucht wurde ein Innungsmitglied, das die Herstellung der neuen Fahne organisierte. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Menzel war bereit, sich „mal umzusehen“.
Einen sichtbaren Erfolg konnte er bei keiner der häufiger werdenden Anfragen seiner Innungskollegen nachweisen. Das hatte seinen Grund.
Bereits 1992 spürte er bei strengster Geheimhaltung in einer Bodenkammer über der Wohnung des ehemaligen Obermeisters Simon mit Unterstützung dessen Nachfahren die alte Innungsfahne auf. Die Fahne und das textile Zubehör wie die gestifteten Fahnenschleifen waren gut erhalten in einem Leinentuch verstaut. Selbst die Motten hatten sich nicht eingenistet. Desolater war der Zustand von Fahnenstange und der ebenfalls gestifteten Fahnennägel. Erstere war verzogen, die Farbe teilweise abgelöst und verblichen. Fahnennägel und verzierte Fahnenspitze aus Silber oder Messing waren korrodiert, auch die Befestigungsstifte.
In mühsamer Kleinarbeit mit Feinmechanikerbesteck, selbst gefertigten speziellen Werkzeugen und Hausmitteln chemischer Reinigung, immer auf Geheimhaltung bedacht, verhalf Kollege Menzel dem metallischen Schmuck zu neuem Glanze, ebenso der Fahne wieder zu stattlicher Form. Die Kopien der Fahnennägel werden in unserer Innungslade aufbewahrt. Die Fahnenstange selbst nahm er kurzer Hand mit zum Farbengeschäft und ließ im Computer die ursprüngliche Farbe bestimmen und herstellen.
Insgesamt investierte Kollege Menzel neben einem Obulus für die Fahne über 70 Stunden. Gern hätte er noch das textile Zubehör wieder hergerichtet und die komplette Fahne der Innung übergeben. Weil seine Innungskollegen jedoch in Unkenntnis der Sachlage ungeduldig wurden und eine neue Fahne anschaffen wollten, musste er vor Vollendung des Gesamtwerkes „Farbe bekennen“. Er präsentierte die Innungsfahne 1998 in einer Innungsversammlung. An den ersten Reichsverbandstag in Meißen erinnert die Jahreszahl 1925.
Die Innungsfahne wurde in verkleinerter Form auch als Tischwimpel gefertigt.
Innungsleben
Mit der Übernahme des Ehrenamtes in der wieder gegründeten Innung musste unser Innungsobermeister auch bald um Klärung unliebsamer Probleme bemühen, u.a. um das Einhalten des fairen Wettbewerbs, wenn Innungsmitglieder Verstöße signalisierten.
Es galt gegen Betriebe vorzugehen, die zwar Dachdeckerarbeiten ausführten, aber dafür nicht in die Handwerksrolle eingetragen waren; gegen solche, die zum Nachteil von Innungsbetrieben Forderungen der Unfallverhütung an Gerüsten und des Gesundheitsschutzes beim Abbrechen asbesthaltiger Deckstoffe ignorierten , die das Verbandszeichen nutzten, ohne Innungsmitglied zu sein. Schließlich galt es Zweifel an der Ausbildungsberechtigung für Dachdeckerlehrlinge auszuräumen und Anzeigen in Tageszeitungen, dass Angebote kostenlos erstellt werden, nachzugehen.
Übrigens: Die Erscheinung „Feierabendarbeit“, Schwarzarbeit oder „Pfuschen“ ist fast so alt wie der Dachdeckerberuf. Zum Beispiel machte 1746 eine Dachdeckerzunft im Raum Braunschweig gegen die „Postler“ Front. Postl-Arbeit war Arbeit nach Feierabend, die mit Einverständnis des Meisters erfolgte. Man forderte:
„Und gleichwie ein jeder Meister für seiner Gesellen Postl-Arbeit stehen muss, also soll er sie auch dahin anhalten, dass sie zu rechter Zeit an die Arbeit, und nicht zubald wieder davon gehen. Auch die gewöhnliche Arbeitszeit nicht mit Faulenzen, unnützen Geschwätz oder wohl gar schänden, lästern, fluchen, sondern mit gebührenden Fleiß und Hurtigkeit zubringen. Ingleichen solle sich kein Gesell, Jung- oder Tagelöhner sich lüsten lassen, in der Arbeitszeit oder im Hause Tabak zu schmauchen…“.Ja, ja, das war 1746!
1928 verfasste der Reichsverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks eine Richtlinie gegen Schwarz- und Pfuscharbeit.
„Unter Schwarzarbeit versteht man die selbständige Arbeitsausführung durch Nichtgewerbetreibende, insbesondere durch Arbeitnehmer in ihrer arbeitsfreien Zeit.
Unter Pfuscharbeit versteht man die selbständige Arbeitsausführung durch Ungelernte. Ausgenommen sind kaufmännisch geleitete Betriebe, die zur Ausführung der Arbeiten gelernte Personen beschäftigen“.
Kurz nach ihrer Gründung veröffentlichte die Dachdeckerinnung Meißen – Riesa – Großenhain in Tageszeitungen einen Aufruf, nicht skrupellosen Fassadenhaien auf den Leim zu gehen, sich bei anstehenden Dachdeckerarbeiten vertrauensvoll an Innungsbetriebe zu wenden. Diese stellten sich 1993 auf einer Sonderseite der „Sächsischen Zeitung“ vor.
1994 erhielt unsere Innung vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks einen Scheck über 1.500,00 DM als Anerkennung für erfolgreiche Abmahnungen, u.a. wegen Verstöße gegen wettbewerbsrechtliche Vorschriften.
Ebenfalls 1994 unterstützte unsere Innung die Initiative des Meißner Kulturamtes „Die Altstadt lebt“. In der Elbstraße wurde ein leer stehendes Schaufenster mit traditionellen Werkstoffen und Geräten des Dachdeckerhandwerks ausgestaltet. Darüber hinaus gab es eine besondere Dienstleistung, wie die Meißner Zeitung vom 29.04.1994 berichtete:
„Wer in der Innenstadt lebt, kann bereits bepflanzte Blumenkästen erwerben und muss sie nicht selbst nach Hause tragen. Das sowie die fachgerechte Montage vorm Fenster erledigen auf Wunsch die Lehrlinge der Dachdeckerinnung – eine Sponsorleistung des Handwerks“.
1994 trat auch die Kreisgebietsreform in Kraft. Für unsere Innung ergaben sich daraus keine wesentlichen Veränderungen. Betriebe aus Territorien, die jetzt dem Kreis Meißen zugeordnet waren, z.B. Radebeul, blieben wie bisher bei der Innung Dresden.
Im September 1995 machte der musikalische Sonderzug „Poptrain“ auf seiner Tournee durch Deutschland im Bahnhof Meißen Halt. Aus diesem Anlass stellten Mitglieder und Lehrlinge in einer Schauvorführung auf dem Bahnsteig unsere Innung vor.
Im gleichen Jahr rief das Fernsehen in der Sendung „Ein Fall für Escher“ zur Hilfe für eine Rentnerin in Nossen auf. Schamlos hatte sie ein nicht der Innung angehörender Betrieb über’s Ohr gehauen: Ihr defektes Dach wurde mit einer Kunststoffbeschichtung überzogen, das Geld kassiert, die Regenstellen blieben. Unsere Innungsbetriebe Heinitz und Helmert entfernten die schadhafte Deckung, erneuerten die Unterlage und stellten mit Unterstützung der Firma Braas, Hirschfeld eine neue Deckung her. Die Kosten von ca. 8,0 TDM berechnete man der alten Dame nicht.
1995/96 spendete unsere Dachdeckerinnung 13.150,00 DM für das neue Verbandshaus des Landesinnungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Sachsen in Dresden.
Im September 1996 fand turnusmäßig die Neuwahl des Vorstandes und der Ausschüsse statt.
Peter Helmert, Meißen, wurde wieder zum Obermeister der Innung Meißen – Riesa- Großenhain gewählt. Seine Stellvertreter waren Gottfried Held, Großenhain, und Gert Schluckwerther, Frauenhain. Dem Vorstand gehörten an:
Frank Heinitz, Lommatzsch,
Egbert Martin, Colmnitz
Hans-Jürgen Menzel, Meißen,
Lothar Möhler, Ziegenhain.
Außerdem wurden gewählt
in den Rechnungsprüfungsausschuss Andreas Fuhrmann und Wolfgang Quittel,
in den Ausschuss für Berufsausbildung Matthias Hanisch, Roberto Heilscher, Bernd Simon,
als Lehrervertreter Achim Wünsche.
Im Rahmen dieser Wahlversammlung wurde Dachdeckermeister Karl-Heinz Müller, Meißen,
zum Ehrenmeister der Dachdeckerinnung Meißen – Riesa – Großenhain ernannt. Als Ehrengeschenk erhielt er einen Schieferhammer mit Gravur.
1998 fand die Fachmesse „DACH UND WAND“ erstmals in den neuen Bundesländern in Leipzig statt. Zur öffentlichen fachtechnischen Informationstagung im Rahmen der Fachmesse hielt Achim Wünsche, Gastmitglied unserer Innung, im Auftrag des Landesinnungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Sachsen einen Vortrag zum Thema: „Biberdeckungen in Sächsischer Landschaft“.
1999 erfolgte eine Novellierung der Handwerksordnung. Seitdem können Dachdeckerbetriebe
Arbeiten des Holzbaus wie Abbinden und Aufstellen von Dachstühlen mit ausführen. Im Gegenzug ist es dem Zimmererhandwerks erlaubt, Deckungen mit Dachziegeln oder Dachsteinen herzustellen. Für beide Gewerke ist das ein wichtiger wettbewerbsrelevanter Schritt zum Anbieten und Ausführen von Komplettleistungen.
Am 07.10.1999 wählte die Dachdeckerinnung eine neue Leitung, weil die Amtszeit der
bisherigen abgelaufen war. Einige verdienstvolle ältere Kollegen kandidierten nicht wieder.
Das Vertrauen der Innungsmitglieder erhielt
Gottfried Juhr Obermeister
Roberto Heilscher 1. Stellvertreter
Frank Heinitz 2. Stellvertreter
Lothar Möhler, Hans-Jürgen Menzel und Peter Helmert als Vorstände (Bild 23 ).
Auf Initiative des Baustoffhandels „ProBau Kugel Meißen“ fand 1999 im Einkaufszentrum „Elbecenter“ Meißen eine Werbeveranstaltung unserer Innung statt Neben einem Informationsstand für Bauinteressenten zeigten Lehrlinge ihr Können. Unter anderem demonstrierten sie ihren Ausbildungsstand beim Decken einer eingebundenen Biberkehle in Kronendeckung, Teilung 2:3.
Am 01.05.2000 trat das „Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen“ in Kraft. Es ist das Ergebnis des beharrlichen Ringens von Innungsverbänden, an dem auch ein Vertreter unseres Sächsischen Dachdeckerhandwerks großen Anteil hat. Das Gesetz soll die Unternehmer vor
der Willkür nicht zahlungswilliger Auftraggeber besser schützen. Die gegenwärtig grassierende
Zahlungsverweigerung vieler Auftraggeber ist dem Dachdeckerhandwerk nicht neu. Zum Beispiel resümiert die Fachzeitung des Deutschen Dachdeckerhandwerks zum Jahresende 1928
„Die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen der Lieferanten und Händler waren sehr streng. Dem steht gegenüber, dass die Einziehung der Forderungen des Dachdeckermeisters immer schwieriger wird. Stundungen von bis zu einem Jahr sind keine Seltenheit. Vielfach muss der Klageweg beschritten werden“. Ein Schelm, wer Parallelen zu erkennen glaubt!
Bis 1999 trafen sich die Innungsmitglieder monatlich zu Innungsversammlungen, ab 1999 zunächst 6 mal jährlich, ab 2001 werden es noch 4 Versammlungen jährlich sein.
Zur Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls zur Innungen wurden u.a. gemeinsame Fahrten und
Veranstaltungen mit den Ehefrauen und teilweise mit den Mitarbeitern durchgeführt:
1991 bis 1999 Fahrten zur Fachmesse „DACH UND WAND“,
1993 Informationsfahrt in das Dachziegelwerk Autenried der Firma CREATON,
1996, 1997 Informationsfahrten in die Ziegeleien Ergoldsbach und Eisenberg,
1998 Dreitagesfahrt nach Paris,
2000 Informationsfahrt zu den Thüringischen Schiefergruben in Unterloquitz und Schmiedebach mit Besichtigung der Fachschule des Thüringischen Dachdeckerhandwerks in Lehesten.
Vielen Angeboten der unserer Innung verbundenen Baustoffhersteller und Baustoffhändler konnte vor allem aus terminlichen Gründen vorerst nicht nachgekommen werden.
Zur Innungstradition gehören auch die Jahresabschlussfeiern gemeinsam mit unseren Althandwerksmeistern und Gästen.