Geschichte der Dachdeckerinnung Meißen 1933 bis 1945

Zu diesem historischen Abschnitt unserer Innung konnten vorerst nur wenige Unterlagen gesichtet werden.

Nach 1930 entstanden aus den bisher überwiegenden freien Innungen vielfach Pflichtinnungen, sog. „Zwangsinnungen“. Innerhalb des Sächsischen Landesverbandes des Dachdeckerhandwerks (Gau 6 – Sachsen) wurden zum Beispiel 1933 nur noch die Dachdeckerinnungen Meißen und Leisnig als „Freie Innungen“ genannt. Die erste entscheidende Veränderung im Innungsleben zur Zeit des Nationalsozialismus  brachte die 1934 erlassene „Erste Verordnung über den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks“ kurz als „Handwerkergesetz“ bezeichnet.

Es verfügte u.a.

Alle in die Handwerksrolle eingetragenen Gewerbetreibenden, die das Handwerk ausüben, für welches die Innung errichtet ist, gehören der Innung pflichtgemäß (Hervorh. A.W.) an.“

Damit war die Zeit für unsere Dachdeckerinnung als freie Innung abgelaufen.

Der Obermeister wurde nicht mehr wie bisher von der Innung auf bestimmte Zeit gewählt, sondern nach Anhörung des für die Innung übergeordneten Fachverbandes von der Handwerkskammer auf unbestimmte Zeit bestellt. Er musste lediglich jährlich in seiner Innung die Vertrauensfrage stellen. Zu seiner Unterstützung bestellte der Obermeister aus seiner Innung selbst einen Beirat. Mehr eine Formsache, denn Einsprüche des Beirates musste der Obermeister nicht akzeptieren.

Im November 1934 fand die erste Innungsversammlung als nunmehrige Pflichtinnung statt

.Später bildete man Fachgruppen. Der Obermeister wurde Fachgruppenleiter. Arno Kohlstrunk behielt nach jährlich gestellter Vertrauensfrage die Funktion des Obermeisters, führte die Innung mit Fachkompetenz und starker Hand, wie u.a. Bekanntmachungen in der Fachzeitung „Deutsches Dachdeckerhandwerk“ zeigten. Zum Vergleich, heute formuliert der Obermeister:

Wir laden Sie zu dieser Versammlung recht herzlich ein. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu können“. Ob Stil und Ton der Einladung die Teilnahme wesentlich beeinflusste, ist vorerst nicht überliefert.

 

Im April 1936 unterbreitete Arno Kohlstrunk seiner Innung den Vorschlag „Ende Mai, Anfang Juni d.J.“ das 25-jährige Bestehen der Dachdeckerinnung Meißen zu feiern. Er hielt „eine Feier in bescheidenem Rahmen gerechtfertigt“.

Tatsächlich fand sie am 07. November 1936 statt.

 

Dass Dachdeckerbetriebe auch schon 1938 mit der „Zahlungsmoral“ ihrer Auftraggeber Schwierigkeiten hatten, belegt eine Rechnung mit quittierten Ratenzahlungen.

 

Nach einem Rundschreiben im November 1944 sollten vorwiegend Reparaturarbeiten in Stundenlohn ausgeführt werden, größere Bauleistungen zu „festen“ Preisen.