Ab Januar 1925 informierten diverse Anzeigen über einen bevorstehenden „Verbandstag der Dachdeckermeister Deutschlands“, u.a. in dieser Form

 „Verbandstag der Dachdeckermeister Deutschlands 07. bis 10.02. 1925

der Wohnungsausschuss des Deutschen Dachdeckerverbandstages sucht 500 bis 600 Betten, bitte melden an Dachdeckermeister Arno Kohlstrunk, Großenhainer Straße …“

Am 07.02.1925 veröffentlichte das „Meißner Tageblatt“

„36. Verbandstag Deutscher Dachdecker in Meißen,

Empfangsbüro: Hotel „Zum Roß“,

Tagungslokale: Hotel „Zur Sonne“,

                                  „Hamburger Hof“,

                                  „Alberthof“.

Fachausstellung: Eröffnung Sonntag, den 08.02.1925 10.00 Uhr im Hamburger Hof“

Zur Eröffnung dieser Fachausstellung resümierte Arnold Richter, noch Vorsitzender des „Zentralverbands Deutscher Dachdeckermeister“:

„Der Meißner Verbandstag ist der erste, der eine derart große und schöne Ausstellung gebracht hat“

Von den Ausstellern wurden u.a. genannt:

– Dachdeckerschule Glauchau auf der Galerie,“ mit Zeichnungen für das Dachdeckergewerbe“,

– Dachdeckerschule Lehesten mit „wunderhübschen Modellhäusern“,

– Schiefergrube Probstzella, eine Altdeutsche Schieferdeckung, Mansarde und Wangenkehle,

– Ferdinand Hönicke, Meißen, naturrote Biberschwänze,“ die Dachdeckermeister, Obermeister Arno Kohlstrunk auf einem Häuschen mit Ziegelkehle praktisch eindeckte“,

– Lohse und Rothe, Niederau, teerfreie „Lohsol“- Bedachung,

– Pree, Coswig, Dachpappen,

– Max Henker, Holzhandel, Meißen, „eine ganze Fuhre Dachspäne“.

Am Abend des 08.02.1925 fand der „Begrüßungsabend“ im Hotel „Zur Sonne“ statt.

Die Begrüßung der Teilnehmer und Gäste erfolgte durch Obermeister Arno Kohlstrunk. Dachdeckermeister Zienert (Wilsdruff, A.W.) oblag die Ausgestaltung dieses Abends, seine

Tochter Charlotte trat als Ballett-Tänzerin auf und Gertrud Kohlstrunk sprach den „Zeidlerschen Dialog“. Ferner erinnerte man an den Schriftsteller Otto Ludwig, der in Meißen den Schieferdeckerroman „Zwischen Himmel und Erde“ schrieb.

Am Montag, dem 09.02.1925, ging es dann richtig zur Sache.

10.00 Uhr traf sich der „Bund Deutscher Dachdeckerinnungen“ (1925: 85 Innungen als Mitglieder mit 3614 Beschäftigten)  im Hotel „Goldene Sonne“, Leitung A. Richter, Berlin.

12.00 Uhr versammelte sich der „Zentralverband Deutscher Dachdeckermeister e.V.“( 1925: 2326 Mitglieder) im „Alberthof“, Leitung Müller, Neuwied.

Ziel beider, zunächst getrennter Beratungen war die Gründung eines einheitlichen

Reichsverbandes Deutscher Dachdeckermeister „.

Nach den getrennten Beratungen trafen sich die Teilnehmer gemeinsam im Hotel „Zur Sonne“.

An einer Festtafel wurden rd. 700 Teilnehmer „von der Platte versorgt, eine bisher einmalige Leistung in Meißen“.

Nach der Stärkung folgten Beratung und Abstimmung zum geplanten Zusammenschluss. Das wäre bald schief gegangen, Grund: keine Einigung über den Titel der zukünftigen Fachzeitung.

„Der Titel der Fachzeitung, eine an sich formale Sache, führt hier zu einem erbitterten Kampfe zwischen den Ansichten der beiden Verbände, der an Schärfe nichts zu wünschen übrig ließ“.

Der Widerstand kam vor allem vom „Zentralverband Deutscher Dachdeckermeister“, Vorsitzender und Mitglieder verließen frustriert den Tagungssaal, zur Weiterführung der Verhandlung erst bereit, wenn die“ Zeitungsfrage“ geklärt war.

Der „Bund Deutscher Dachdeckerinnungen“ hielt dagegen:

„Der Reichsverband kommt in Meißen zustande, wenn nicht anders, dann ohne den „Zentralverband Deutscher Dachdeckermeister“.

Resigniert stellte der Tagungsleiter Rektor Kuchenbäcker, Leiter der Dachdeckerfachschule Lehesten/Thür. fest:

„Eine große Sache scheint zu Grabe getragen, das alte Erdübel deutscher Zerrissenheit.“

Arno Kohlstrunk: „Die Kollegen wollten die Vereinigung, nur die beiden Zeitungsverleger kämpften dagegen, keiner wollte seinen Verlag einbüßen“.

Aber Schlichtungsversuche der Tagungsleitung hatten letztendlich Erfolg.

Man einigte sich auf den neuen Titel der Fachzeitung (Bild 5). Diese Kopfzeile des Titelblattes bestand bis Dezember 1936, A.W.

Damit war der Weg frei. Es vereinigten sich der

„Bund Deutscher Dachdeckerinnungen“

und der

„Zentralverband Deutscher Dachdeckermeister“

zum

„Reichsverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks“.

Zufrieden mit diesem Ergebnis, diskutierte man  u.a. auch über die Fachschulen des Dachdeckerhandwerks .

Glauchau /Sa. und Lehesten/Thür. wurden als Reichsverbandsschulen anerkannt

In Glauchau sollten nur solche Schüler aufgenommen werden,  die die „Gesellenprüfung hinter sich gebracht haben, hier wird der Hauptwert auf Technik gelegt“.

Lehesten „soll neben der Praxis auch der Technik Beachtung zuwenden“.

In diesem Zusammenhang wandte sich Rektor Kuchenbäcker gegen den Vorwurf, beide Schulen seien „Meisterpressen“.

Ebenfalls auf dem Meißner Verbandstag wurde eine neue Meisterprüfungsordnung in Auftrag gegeben. Meinungen, den Prüflingen werde zuviel abverlangt, entgegnete die Verbandsleitung „Die Zukunft wird uns Handwerksmeister auf Proben stellen, die nur von Männern bestanden werden, die unbedingt mehr als nur praktisch arbeiten können“. Das war 1925! Ahnte die Verbandsleitung schon die „Proben“ von 2001? (A.W.).

Die Teilnehmer diskutierten auch erste Ansätze zu neuen „Deckregeln“, für die dann auf dem 2. Reichsverbandstag 1926 in Görlitz der Start erfolgte. Unter anderem erarbeitete eine

„Kehlenkommission“ Regeln für die „Deutsch eingebundene Kehle mit Biberschwänzen“.

Am 09. Febr. 1925, 19.00 Uhr, schloss der erste Reichsverbandstag des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Meißen.

Mit „Die gute Arbeit auf dem Dach verlangt den Meister in seinem Fach“ warb die Fachzeitung „Deutsches Dachdeckerhandwerk“ zum Beispiel 1928:

Dachdeckermeister, schickt Eure Söhne …….auf eine der drei vom Reichsinnungsverband des Dachdeckerhandwerks anerkannten Fachschulen

Deutsche Dachdeckerschule Glauchau/Sa.,

Dachdeckerfachschule Lehesten/Thür.,.

Dachdeckerfachschule Mayen/Rhld.“.